Eßlinger Zeitung: Artikel zur Begehung des Hungerbergs

Wir freuen uns, dass wir den Artikel von Thomas Schorradt in der Esslinger Zeitung vom Montag, den 3. Mai 2021 hier veröffentlichen dürfen. An der Stelle möchten wir uns dafür recht herzlich bei der Redaktion der Esslinger Zeitung bedanken:

Wird der Hungerberg auf Diät gesetzt?

Gegen die vom Verband Region Stuttgart in Übereinstimmung mit der Gemeinde Dettingen vorangetriebene Bebauung des Gewanns Hungerberg formiert sich der Widerstand. Eine Bürgerinitiative hat sich zum Ziel gesetzt, den regionalen Grünzug, als der das Gebiet bisher im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist, zu erhalten. Auf einem Spaziergang in das umstrittene, von der Autobahn 8 und der Bundesstraße 465 eingegrenzte 42 Hektar große Flurstück unter der Teck haben die Initiatoren nun den öffentlichen Schulterschluss gesucht. Gut 100 Dettinger waren dem Aufruf der Initiatoren gefolgt und hatten sich am Sonntag einen Eindruck vor Ort gemacht. „Wir fordern, dass endlich alle Fakten auf den Tisch kommen. Die Bürger müssen in die Lage versetzt werden, sich selbst ein Bild von den  Plänen machen zu können“, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Michael Hahn. Letztlich müsse auch die Entscheidung in die Hände der Betroffenen gelegt werden. Erklärtes Ziel der Bürgerinitiative ist es, einen Bürgerentscheid über die Zukunft des Hungerbergs herbeizuführen.

Ein solcher Flächenverbrauch, wie er hier geplant wird, ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen.

Michael Hahn

Hahn und seinen Mitstreitern stößt nicht nur sauer auf, dass in dem aus Sicht der Bürgerinitiative schlimmsten Fall am Hungerberg 42 Hektar offenes Land überbaut werden könnten. Auch an der Informationspolitik der Gemeinde lässt die Bürgerinitiative kein gutes Haar. „Salamitaktik“ nennt Hahn das Vorgehen von Bürgermeister Rainer Haußmann. Negative Auswirkungen würden, wenn nicht gleich unter den Tisch gekehrt, so doch zumindest kleingeredet. In der Ansiedlung, von der bisher nur bekannt ist, dass es sich um eine Zukunftstechnologie handelt, in deren Gefolge 800 Arbeitsplätze entstehen sollen, sieht die Bürgerinitiative mehr Schaden als Nutzen. Von den Arbeitsplätzen würde Dettingen kaum profitieren, weil das Unternehmen seine hoch qualifizierten Fachleute mitbrächte, bei erwarteten 13 000 Fahrzeugbewegungen pro Tag seien Staus in und rund um die Gemeinde vorprogrammiert, die Firmengebäude, auch wenn sie noch so „windschnittig“ ausgeführt würden, blockierten wichtige Kaltluftströme und der Bebauung würde bester Ackerboden geopfert. Das zusammen mündet in die von Michael Hahn formulierte Schlussfolgerung: „Ein solcher Flächenverbrauch ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen.“ Das sieht der Verband Region Stuttgart mehrheitlich anders. Der Dettinger Hungerberg gehört zu den wenigen Standorten in der Region, deren Zuschnitt, Ausdehnung und Lage es möglich macht, zukunftsträchtige Technologien anzusiedeln. Unter der Hand heißt es, ein Global Player aus der Autoindustrie hätte ein begehrliches Auge auf das Gelände geworden, um dort seine Brennstoffzellen-Entwicklung voranzutreiben. In der Regionalversammlung steht lediglich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen dem Ansinnen, aus dem regionalen Grünzug einen strategischen Vorhaltestandort für Gewerbe zu machen, ablehnend gegenüber. Der Dettinger Gemeinderat, der den Bebauungsplan auf den Weg bringen muss, marschiert zwar bisher im Gleichschritt mit der Regionalversammlung. Doch immerhin hatte es in seiner Novembersitzung der Stimme des Bürgermeisters bedurft, um aus dem drohende Patt doch noch eine denkbar knappe Entscheidung für die Umwidmung des Gebiets zu machen. Für die Bürgerinitiative geht es nun darum, sieben Prozent aller wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger dazu zu bewegen, ein Bürgerbegehren einzufordern. Dazu sind rund 350 Unterschriften erforderlich. Der Gemeinderat muss dann überprüfen, ob das schriftlich eingereichte Bürgerbegehren zulässig ist. Ist das der Fall ist, leitet er die Durchführung eines Bürgerentscheides ein. Sollte der  Erfolg haben, wäre das das Aus für die Gewerbeansiedlung am Hungerberg. „Ein erfolgreicher Bürgerentscheid würde uns die Geschäftsgrundlage entziehen“, hat die Regionaldirektorin Nicola Schelling in der jüngsten Sitzung der Regionalversammlung am vergangenen Mittwoch festgestellt.

2 Gedanken zu „Eßlinger Zeitung: Artikel zur Begehung des Hungerbergs“

  1. 1) schade dass der Teckbote kein Wort über die Infoveranstaltung veröffentlichte.
    Und 2. hat Herr Haussmann vor Jahren den Bahntunnelausbau bei Dettingen gefordert und durchgesetzt, um den Kaltluftaustausch im Gebiet Hungerberg nicht zu gefährden.
    Dies Argument scheint er nun „vergessen“ zu haben.

  2. Als Regionalrat, der gemeinsam mit seiner Fraktion von Anbeginn gegen die Pläne für Vorhaltestandorte war, finde ich es empörend, dass zum wiederholten Mal, im Artikel behauptet wird, nur die Grünen in der Regionalversammlung seien gegen diesen Standort. Nein, es war von Anfang und konsequent die Fraktion LINKE/PIRAT

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