Teckbote am 5.6.2021 : 866 befürworten den Bürgerentscheid

Protest Die Bürgerinitiative „Kein Gewerbegebiet am Hungerberg“ sammelte weit mehr als die erforderlichen 350 Unterschriften. Gestern übergab sie die Liste an Bürgermeister Rainer Haußmann. Von Iris Häfner

Bürgermeister Rainer Haus,amm (rechts) nahm die Unterschriften vor dem Rathaus entgegen. (Foto: Markus Brändli)

In knapp vier Wochen konnte die Bürgerinitiative „Kein Gewerbegebiet am Hungerberg“ 866 Unterschriften sammeln. Für das Quorum wären 350 Unterschriften nötig gewesen. „Weit mehr als doppelt so viele Dettinger unterstützen uns. Diese Bürger beantragen einen Bürgerentscheid über den Hungerberg. Diese Unterschriften stehen dafür, dass am Hungerberg weder 42 noch 22 Hektar, sondern null Hektar verbaut werden“, erklärte Michael Hahn von der BI bei der Unterschriftenübergabe an Bürgermeister Rainer Haußmann vor dem Dettinger Rathaus.

Der Schultes verlor nur wenige Worte,

in denen er klarstellte, dass seine Sicht bezüglich des geplanten Gewerbegebiets Hungerberg hinreichend bekannt sei. Es gab dazu eine Pressemitteilung der Gemeinde Dettingen. „Nun folgt die nächste Stufe des gesetzlich vorgeschriebenen Verfahrens, in der zunächst die Prüfung aller Unterlagen und Unterschriften durchgeführt wird. Anschließend wird die Angelegenheit dem Gemeinderat zur Beschlussfassung und zur Festlegung der weiteren Schritte vorgelegt“, heißt es darin.

Kommt es zum Bürgerentscheid im Herbst, werde es von Seiten der Gemeinde bis dahin zahlreiche offizielle und unabhängige Informations- und Beteiligungsangebote für die Dettinger geben. „Dieses Zukunftsprojekt geht alle an. Darüber müssen wir breit diskutieren und alle Argumente abwägen“, so Rainer Haußmann. Im Falle eines Bürgerentscheids würde die Verantwortung in den Händen aller Dettinger Bürger liegen und nicht mehr beim Gemeinderat.

Michael Hahn nutzte die Unterschriftenübergabe, um offiziell den Standpunkt der Bürgerinitiative zu verdeutlichen.

„Erste Überlegungen zur Industrieansiedelung am Hungerberg gab es Ende der 1990er-Jahre. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Wenn wir heute Entscheidungen für die Zukunft treffen, dann reicht es nicht aus, auf alte Überlegungen und alte Verhaltensweisen zurückzugreifen“

Michael Hahn

Der Klimawandel schreite von Jahr zu Jahr schneller fort, der Grundwasserspiegel sinke großflächig, es gibt das neue Problem Insektensterben. Immer mehr Menschen würden wahrnehmen, dass Ressourcen – auch freie Flächen – begrenzt sind und trotzdem in atemberaubendem Tempo verbraucht würden. Der Verlust der Biodiversität werde von Umweltwissenschaftlern nach Pandemie, Ressourcenknappheit und Klimawandel genannt.

„Auch in unserer Gemeinde ist die Zivilgesellschaft nicht mehr bereit zu akzeptieren, dass Politik und Wirtschaft allein über ihre Zukunft entscheiden. Sie traut den seit Jahrzehnten vorgetragenen Argumenten ,Arbeitsplätze‘ und ,Gewerbesteuer‘ nicht mehr. Gebetsmühlenhaft vorgetragene Totschlagargumente ziehen nicht mehr“, sagte Michael Hahn. Vor Dettingen würden nun mehrere Wochen Zeit liegen, Argumente auszutauschen und Fakten auf den Tisch zu legen.

2 Gedanken zu „Teckbote am 5.6.2021 : 866 befürworten den Bürgerentscheid“

  1. Super und danke für die vielen Unterschriften…ich bin aber ziemlich enttäuscht, dass ich als ehemaliger Lenninger und jetzt seit 1 Jahr Notzinger Bürger mich nicht an der Unterschrift beteiligen durfte…angeblich nur die Dettinger???

    Verstehe das, wer kann….

    1. Immer wieder bekommen wir Anfragen aus Nabern, Owen, Lenningen, Kirchheim u.a.m., warum nur Dettinger „gegen das Industriegebiet“ unterschreiben dürfen.

      Das Gebiet für den angedachten Vorhaltestandort liegt auf der Gemarkung Dettingen. Daher kann nur aus der Bürgerschaft Dettingens die Initiative gegen einen möglichen Bebauungsplan ergriffen werden.

      Das Bürgerbegehren in Dettingen ist Teil des Bürgerentscheids. Dieser hat dann bei Erfolg den Status eines Gemeinderatsbeschlusses, in dem eine Bebauung des Hungerbergs abgelehnt und somit verhindert wird.

      Eine Petition beispielsweise würde der Verwaltung zwar wahrscheinlich ein eindrückliches Stimmungsbild vermitteln, wäre aber weder repräsentativ noch rechtlich für das Verfahren relevant.

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